Leistungsdruck im Hunde-Gruppenkurs

Über die Jahre erlebt man viele verschiedene Situationen in der Hundeschule, lernt unterschiedliche Menschen mit ihren Hunden kennen und erfährt dabei auch, dass einige Menschen scheinbar unter Leistungsdruck stehen. Dabei ist die Ursache dafür nicht bei jedem gleich - warum Leistungsdruck im Hundetraining fehl am Platz ist und Sie das Verhalten Ihres Hundes nicht rechtfertigen brauchen.

 

Betrachten wir die Ursachen für Leistungsdruck in Trainingsgruppen näher:

 

Leistungsdruck durch den Trainer

Der Hundehalter geht normalerweise in die Hundeschule, um etwas zu lernen oder zu üben. Das heißt, alles was das Hund-Halter-Team bisher kann oder nicht kann, ist die Ausgangsbasis für die Wahl der Übungen seitens des Trainers.
Es gibt hier kein richtig oder falsch und auch keine bindenden Vorgaben, in welchem Alter ein Hund bestimmte Dinge beherrschen sollte - solange er niemanden gefährdet oder es nicht körperlich ungewöhnlich ist (z.B. Stubenreinheit).
Macht ein Hundetrainer nun Druck, dass der Hund in seinem Alter neben Sitz, Platz und Bleib eigentlich auch bereits Fuß, Arbeit auf Distanz und unter Ablenkung, sowie Stopp aus der Bewegung (beliebig zu ergänzen....) usw. können muss, ist das nicht förderlich für das Team. Man sollte hier eine klare Unterscheidung zwischen Motivation und Druck ziehen. Durch Motivation in Form von Anleitungen und Trainingsplänen für die zu erreichenden Ziele, der Wahl einer passenden Gruppe und nicht zu schwer ausgewählten Übungen, wird das Team sich schneller verbessern, als durch strikte Zeitvorgaben und die Angst, sich in der Gruppe aufgrund von unterschiedlichen Trainingsständen und Anforderungen zu blamieren.

Sie sollen sich in Ihrer Hundeschule wohlfühlen und dies beginnt in der Regel zuallererst beim Trainer. Er sollte sie in eine passende Gruppe einteilen, bei der möglichst alle oder zumindest einige Teams denselben Trainingsstand aufweisen wie Sie mit Ihrem Hund. Eine reine Einteilung nach Alter ist hier nicht sinnvoll, da es auch unter Hunden Frühstarter und Spätzünder gibt. Auch sind die Lebensumstände jedes Teilnehmers anders. So hat der eine vielleicht mehr Zeit, zuhause mit seinem Hund zu üben, während der andere Hund und Alltag gerade so unter einen Hut bringt und sich bemüht, ihn dennoch bestmöglich zu erziehen.
Dazu hat jeder Halter unterschiedliche Ansprüche an die Hundeerziehung. Während es dem einen reicht, wenn der Hund alltagstauglich ist, strebt der andere vielleicht spezielle Prüfungen für den Hundesport an.

 

Übertriebener Leistungsdruck führt zu Frust beim Menschen und in Folge dessen auch beim Hund. Schnelles Lernen und Freude am Training können so nicht entstehen.

 

Leistungsdruck durch andere Teilnehmer

Bild: Dieser Hund zeigt Stresssignale
Bild: Dieser Hund zeigt Stresssignale

Es ist normal, dass es in jeder Gruppe Hunde mit unterschiedlichem Trainingsstand gibt. Das bedeutet auch, dass es immer einen hochkonzentrierten "Klassenstreber", aber eben auch einen etwas langsameren "Kasperl" oder "Träumer" gibt, der vielleicht ein paar Wiederholungen mehr braucht. Dazu ist natürlich auch der Mensch ein Faktor, der den Fortschritt des Trainings beeinflusst. Jeder Mensch ist unterschiedlich schnell im Lernen und der Reaktion, das ist völlig normal und sollte niemandem das Gefühl geben, schlechter als andere zu sein. Sie brauchen sich daher niemals zu schämen, wenn Ihr Hund eine Übung vielleicht weniger gut beherrscht, als der Teilnehmer neben Ihnen oder eine Übung mal nicht auf Anhieb klappt. Sie brauchen sich auch nicht zu rechtfertigen, wenn mal etwas nicht sofort klappt. Sätze wie "wir haben heute einen schlechten Tag" oder "ich glaube, das Wetter ist heute komisch" sind gar nicht notwendig, denn auch wenn dies tatsächlich öfter zutrifft, sind Sie niemandem eine Erklärung für einen schlechteren Trainingstag schuldig.
Denken Sie immer daran, dass Sie zum Üben in der Hundeschule sind. Würde Ihr Hund bereits alles perfekt und unter Ablenkung beherrschen, wären Sie wahrscheinlich nicht in der Hundeschule - genau wie alle anderen Teilnehmer.
Sie und Ihr Hund sind ein individuelles, einzigartiges Team. Machen Sie daher nicht fremde Ansprüche zu ihren eigenen und konzentrieren Sie sich hauptsächlich auf sich und Ihren Hund!

 

Leistungsdruck durch Behörden und Prüfungen

Ein schwierigerer Fall ist der Leistungsdruck durch die Behörde, zum Beispiel wenn ein "sogenannter Kampfhund" zum Wesenstest geladen wird. Einige Hundehalter möchten zudem Prüfungen mit ihren Hunden absolvieren, wie beispielsweise den Hundeführerschein, die Begleithundeprüfung oder ähnliches.

Es ist völlig normal, in diesen Fällen Leistungsdruck zu verspüren. Dementsprechend sollten Sie darauf achten, besonders frühzeitig mit der Vorbereitung anzufangen: Üben Sie beispielsweise bereits mit ihrem Welpen oder Junghund gezielt die Aufgaben aus dem Wesenstest oder der Prüfung, gerne auch unter Anleitung eines geeigneten Trainers.
Rechtzeitige und umfangreiche Vorbereitungen machen Sie sicherer und nehmen ein wenig Druck aus der Situation.

 

Leistungsdruck durch den Halter selbst

Zu guter Letzt gibt es noch die Ansprüche, die man an sich selbst bzw. an seinen Hund hat. Man möchte, dass der Hund Übung xy perfekt beherrscht, aber es klappt einfach nicht so, wie es soll. Der eigene Leistungsdruck frustriert, macht wütend und führt schnell dazu, dass man ungerecht mit dem Hund umgeht, vermehrt an der Leine ruckt oder ihn gar zu streng anredet. Halten Sie in diesem Fall kurz inne und überlegen Sie, ob es wirklich die Schuld des Hundes ist, dass Sie in Ihren Augen zu langsam vorwärtskommen. Haben Sie eventuell Ihre Ansprüche zu hoch gesteckt? Sind die Ziele in Dauer, Ausführung und Umsetzbarkeit überhaupt realistisch? Versuchen Sie die Ursache für nicht zufriedenstellendes Training zu finden und diese zu verändern.
Schauen Sie außerdem, was hinter Ihrem Leistungsdruck steckt - sind es wirklich Ihre Ansprüche, oder orientieren Sie sich an den anderen? Gibt es Nachbarn oder Passanten, von denen Sie sich unter Druck gesetzt fühlen, weil sie immer wieder gemeine Sprüche bringen? Hier können Sie beruhigt sein - Ihr Hund kann der perfekt erzogenste der Welt sein, es wird immer irgendjemand etwas auszusetzen haben. Geht ihr Hund perfekt an der Leine, ist er vielleicht der arme Hund, der nicht freilaufen darf. Hört ihr Hund aufs Wort und kann tolle Tricks, ist er vielleicht das unnatürlich dressierte Zirkuspferd. Sie werden es fremden Menschen nie recht machen können und das Schöne ist: Sie müssen es auch nicht (solange Ihr Hund niemanden gefährdet)! :-) Setzen Sie sich für sich und Ihren Hund realistische und sinnvolle Ziele, auf die Sie entspannt und als Team hinarbeiten können.

 

Fazit
Etwas Leistungsdruck gehört dazu und gibt Motivation. Übertriebener oder unnötiger Leistungsdruck hingegen erhöht den Stresspegel bei Hund und Halter, führt zu unfairem Verhalten gegenüber dem Hund und führt häufig zu Frust auf beiden Seiten. Besser ist es daher, sich realistische Ziele zu stecken, an denen man motiviert, aber entspannt arbeiten kann. Betrachten Sie Ihren Hund als Teampartner und richten Sie sich auch nach seinem Charakter.

Motivation & Konsequenz sollten die Zauberwörter sein und sind erwünscht, schließlich wollen Sie im Training durchaus vorankommen und etwas erreichen. Dies geht aber auch ohne unnötigen Druck, der Ihnen den Spaß am Training nimmt.

 

Wenn Sie in Ihrer Hundeschule das Gefühl haben, in der jeweiligen Gruppe überfordert zu sein oder Ihnen die Übungen des Trainers zu schwer sind, zögern Sie daher nicht, diesen darauf anzusprechen und um die Verlegung in eine andere Gruppe zu bitten oder erstmal ins Einzeltraining zu wechseln, um die Inhalte zu vertiefen. Seien Sie umgekehrt auch nicht enttäuscht, wenn der Trainer Sie (insbesondere nach dem ersten Training) in eine andere Gruppe einteilt - er hat ein geübtes Auge und möchte, dass Sie und Ihr Hund mit dem passenden Umfeld schneller vorankommen. Auch der Wechsel ins Einzeltraining kann vom Trainer empfohlen werden und heißt keineswegs, dass Sie und Ihr Hund schlechter sind als andere. Wie nannte es eine Kundin einst so nett? Sie und ihr Hund brauchen noch "Nachhilfe", bevor es in die fortgeschrittenen Gruppen geht. ;-)

 

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