Hundefuttertest 2017 - wir klären auf!

Testsieger Pedigree?

Kürzlich wurde in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel zum Thema Hundefuttertests veröffentlicht. Eine Tierärztin, bekannt aus dem Fernsehen, welche sich auf Ernährungsberatung spezialisiert hat, bewertet 10 verschiedene Nassfutter-Sorten unterschiedlicher Hersteller. Was zunächst gut klingt, entpuppt sich als neuer „Aufreger“ in der Hundeszene. Denn ausgerechnet ein für minderwertiges Billigfutter bekannter Hersteller wird Testsieger. Ich wurde in der Hundeschule von einem Kunden darauf angesprochen, hatten wir doch eine Woche zuvor erst das Thema Hundefutter als Theorieteil in der Welpengruppe.

 

Die Verwirrung ist verständlich, widerspricht sich dieses Futter doch vollständig mit den in der Gruppe gelernten Inhalten zur Erkennung eines guten Hundefutters.

Was soll man nun glauben?

Betrachten wir mal den Testsieger „Pedigree“ näher: Die Zutatenliste ist immer absteigend deklariert, d.h. das, was am meisten enthalten ist, steht an erster Stelle. Bei Pedigree ist das in diesem Fall „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“, 36%, davon 4% Rind und 4% Markknochen. Übersetzt heißt das, es sind nur 8% des tierischen Anteils näher definiert, jedoch auch hier ist nicht deutlich angegeben, worum es sich bei den 4% Rind handelt. Es ist weder ersichtlich, ob es hochwertiges Muskelfleisch ist oder schlichtweg Hufe und Hörner enthalten sind. Dem geringen Proteinwert nach zu urteilen, kann es sich jedoch nicht um Muskelfleisch handeln. Die restlichen 28% tierischen Ursprungs sind gar nicht erkennbar, d.h. es könnte gemäß der sogenannten Kategorie 3 (Nebenerzeugnisse, welche für Hundefutter zugelassen sind) von Federn, Hirn, Urin, Hufen bis hin zu Häuten, Hühnerfüßen inkl. deren Metallringen, sowie Pelztierkadavern aller möglicher „tierischer Abfall“ enthalten sein. Hierfür sprechen auch die vielen Zusatzstoffe im Futter, denn solche Nebenprodukte liefern selbstverständlich nicht die nötigen Nährstoffe für unsere Hunde, entsprechend muss der Hersteller viele Zusatzstoffe beifügen, was für diesen natürlich schlichtweg billiger ist, als von Vornherein auf hochwertige, nahrhafte Inhaltsstoffe zu achten.

Zudem erweckt diese Deklaration den Eindruck, der größte Anteil des Futters wäre tierischen Ursprungs, da „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ an erster Stelle in der Zutatenliste aufgeführt wird. Betrachtet man jedoch die Prozentzahlen genauer, wird klar, dass dies nicht der Fall ist: Etwa 63% bleiben undefiniert, d.h. die tierischen Inhaltsstoffe machen nicht mal die Hälfte des Futters aus.

Der Wolf kauft sich Brötchen?

Betrachten wir den nächsten Punkt der Zutatenliste: „Getreide“: Weizen & Co kann der Hund tatsächlich verdauen, jedoch ist es nicht nur absolut unnatürlich (bis auf den Mageninhalt des Beutetieres nimmt der Wolf kein Getreide zu sich), sondern auch schädlich. Zahnstein, Gewichtszunahme, Begünstigung von Krebs, Steigerung des Risikos eine Magendrehung zu bekommen, sowie negative Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse, sind nur einige der vielen möglichen Folgen einer getreidelastigen Ernährung. Zudem wird damit Parasiten wie z.B. Würmern und Giardien ein perfektes Darmmilieu geboten, um sich ungehemmt fortpflanzen und einnisten zu können.

Leckeres Sägemehl

Der nächste Punkt bereitet nicht nur unseren Hunden, sondern auch mir Bauchschmerzen: „Pflanzliche Nebenerzeugnisse“. Hiermit sind schlicht und ergreifend Abfallprodukte aus der Pflanzenindustrie gemeint. Sägemehl, Ölrückstände, Schalen, Rübenschnitzel, Halme und so weiter. Dass diese Dinge für den Hund keinen wirklichen Nährwert haben, sondern sich im schlimmsten Fall schädlich auswirken, dürfte klar erkennbar sein. Solche Zutaten haben in einem guten Hundefutter nichts verloren.

Würde der Hersteller Getreide und pflanzliche Nebenerzeugnisse zusammen aufführen, wären diese mit hoher Wahrscheinlichkeit an erster Stelle der Zutatenliste zu finden und der Verbraucher bekäme nicht mehr den falschen Eindruck vermittelt, ein Futter mit „Fleisch an erster Stelle“ zu erwerben.

Weiter geht es zu den restlichen Inhaltsstoffen: „Mineralstoffe, Öle und Fette (mind. 0,3%) Sonnenblumenöl, Fleischbrühe“. Auch hier ist nicht klar deklariert, welche Zutaten genau verwendet wurden, daher ist davon auszugehen, dass es sich nicht um hochwertige Öle, wie z.B. Wildlachsöl oder das sehr gesunde Kokosöl handelt, denn sonst würde der Hersteller mit hoher Wahrscheinlichkeit damit werben.

Betrachten wir nun die etwas kompliziert erscheinenden Analysewerte:
Der geringe Proteinwert spricht dafür, dass minderwertige Fleischabfälle verwendet wurden. Der geringe Fettwert steigert die benötigte Futtermenge, da  nicht genügend Energie gewonnen werden kann, bzw. dient das Getreide als (minderwertiger) Energielieferant. Bei der Verstoffwechselung von Proteinen zu Energie entstehen ungünstige Abbauprodukte, welche auf Dauer die Nieren belasten. Den Rohaschewert vermisse ich in der Auflistung der Herstellerseite komplett.

Wieso aber hat Frau Dr.Fritz dieses Futter so gut bewertet?

Wie auch schon vor einigen Jahren im Hundefuttertest der Stiftung Warentest, welcher ähnlich erschreckend ausfiel, wurde auf die Nährstoffe geachtet, jedoch nicht auf Herkunft und Qualität dieser. Es reicht Frau Dr. Fritz scheinbar aus, dass der Nährstoffbedarf des Hundes gedeckt ist – egal ob auf natürliche oder künstliche Weise und egal, ob daraus gesundheitliche Nachteile entstehen. Übrigens: Pedigree gehört zudem zur Firma Mars, welche dafür bekannt ist, Millionen von Dollar/Euros für Werbemaßnahmen zu investieren. Ein Schelm, der Böses denkt!

Pedigree gehört zur Mars Gruppe

Was ebenfalls achtlos außen vor gelassen wird: Die Firma Mars, welche hinter Pedigree steckt, wird immer wieder mit Tierversuchen in Verbindung gebracht. Allein das sollte einem schon zu denken geben – denn wer, der Tiere liebt, führt Tierversuche durch oder finanziert diese?
 

Ich persönlich bin erschrocken und enttäuscht, dass eine Tierärztin für Ernährungsberatung dazu beiträgt, dass Hundehalter in die Irre geführt werden und eine solche Firma mitfinanzieren.

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